|
Leserbrief aus der TLZ vom 10.6.2006
Müssen Ostpatienten bald früher sterben?
Möchten Sie mit einem Bus unterwegs sein, dessen Fahrer seit 12
Stunden am
Steuer sitzt? Sie greifen sich an den Kopf? Warum nehmen Sie dann ohne
zu
Murren in Kauf, von einem Arzt operiert zu werden, der schon eben solange
im
Dienst ist? Jedem LKW-Fahrer verbietet das Gesetz Arbeitsbedingungen,
die
man Klinikärzten zumutet. 32- Stunden Schichten, unbezahlte Überstunden,
überbordende Bürokratie, fehlendes ärztliches Personal
und daraus
resultierende mangelhafte Versorgung der Patienten, kennzeichnen die
Situation in unseren Kliniken. Wen wundert's, dass 1/3 der jungen Ärzte
vor
dem Krankenhaushorror ins Ausland flieht und dabei jeder 300.000,00 €
Ausbildungskosten mitnimmt. Unsere Landespolitiker lässt das kalt,
obwohl
sie gemeinsam mit realitätsfernen ver.di-Funktionären für
das Desaster
verantwortlich sind. Die Universitätskliniken streiken seit 12 Wochen,
den
kommunalen Krankenhäusern droht ebenfalls Streik. Die Finanzminister
der
Länder verweigern sich Gesprächen mit der Ärztegewerkschaft
und wollen den
Streik zu Lasten der Patienten aussitzen. Einzig das reiche Bayern bietet
20% mehr als ver.di den Ärzten zugesteht, das hätte, käme
es nicht zu einem
einheitlichen Ärztetarif, katastrophale Auswirkungen auf das Thüringer
Gesundheitswesen. Die reichen Bundesländer würden Ärzte
mit besseren
Arbeitsbedingungen und höherer Bezahlung aus dem Niedriglohngebiet
Ost
abwerben. Der Ostpatient hätte dann das nachsehen. Wenn wir nicht
wollen,
dass es einmal heißt "weil du im Osten lebst, musst du früher
sterben'',
sollten wir mit den streikenden Ärzten solidarisch sein.
Wie? Indem wir unseren Landespolitikern mit Anrufen, Briefen und e-Mails
Feuer unter dem Hintern machen. Das sollte uns unsere Gesundheit wert
sein.
aktualisiert: 14.06.2006 - 19:30 Uhr |